Wohneigentum im Fokus Gemeinsame Strategie von Bauministerium und Verbänden

Das Werkstattgespräch im Rahmen des Immobilienwirtschaftlichen Dialogs, zu dem das Bundesministerium die Verbände am 5. Juli 2010 eingeladen hatte, stand im Zeichen der Ideensuche fürs Wohneigentum. In Zeiten, in denen öffentliche Gelder knapp sind und die Tugend des Sparens entdeckt wird, soll das selbstgenutzte Wohneigentum zumindest ideell unterstützt werden.

Von links: Petra Uertz (Bundesgeschäftsführerin des Verbands Wohneigentum e. V.), Nina Demuth (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung), Andreas J. Zehnder (Verband der Privaten Bausparkassen e. V.); Dr. Hartwig Hamm (Verbandsdirektor der Landesbausparkassen im Deutschen Sparkassen- und Giroverband (LBS) und Beiratsvorsitzender des Verbands Wohneigentum); Gesine Kort-Weiher (Deutscher Städtetag).   © Gewos
Oda Scheibelhuber, Abteilungsleiterin „Raumordnung, Stadtentwicklung, Wohnen“, wies eingangs darauf hin, dass das Bundesbauministerium seinen Beitrag zum Sparpaket leisten müsse – auch wenn die Kritik der vertretenen Verbände nachvollziehbar sei. Die Vertreter der wohnungswirtschaftlichen Verbände zogen insbesondere die Einsparungen an investiven Förderprogrammen in Zweifel, da jeder Förder-Euro 4 bis 9 Euro private Investition nach sich zieht. Anerkannt wurde der Erhalt der Wohnungsbauprämie mit 500 Mio. Euro jährlich als gutes Signal für den Stellenwert des Wohneigentums. Scheibelhuber versicherte, auch vor dem Hintergrund geringerer finanzieller Möglichkeiten wolle die Bundesregierung an der Aussage im Koalitionsvertrag festhalten, die Wohneigentumsquote zu erhöhen. Doch für die Stärkung des Wohneigentums müssten andere, neue Wege gesucht werden.

Stabilisieren & Integrieren

Die Lage der Wohneigentümer sowie der Bau- und Kaufwilligen ist vielschichtig. Eindeutig positiv sind die gesellschaftspolitischen Auswirkungen von Wohneigentum, legte Petra Uertz, Bundesgeschäftsführerin des Verbands Wohneigentum, im ersten Kurzreferat des Dialogs dar. Als in der Bevölkerung beliebtester Gegenstand der Vermögensbildung und Altersvorsorge ist das eigene Haus auch Entlastung für die soziale Gemeinschaft. Selbstverantwortliche Sorge um die Familie, selbstgestaltetes Wohnen und Beziehung zu Nachbarschaft und Wohnort, auch im Sinne von Bürgerschaft, verschaffen dem einzelnen Sicherheit und der Gesellschaft Stabilität. Die Erfahrung des Verbands Wohneigentum zeigt, dass gerade die Mittelschicht, deren Angehörige mit Fleiß und Sparwillen ihre Lebenspläne angehen, beim Eigentumserwerb unterstützt werden muss.

Die Entwicklung der Gesellschaft aufgrund höherer Lebenserwartung, geringerer Geburtenrate und steter Einwanderung bringt neue Bedürfnisse und Lebensstile mit sich. Notwendig für die Integration der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen sind politische Rahmenbedingungen, in denen neue Formen der Solidarität von Alt und Jung, Einheimischen und Zugereisten, sozial Schwachen und Starken entstehen können. Dazu zählt auch die Unterstützung von lokalen Gemeinschaften, die aktiv die aktuellen Aufgaben anpacken.

Daten und Fakten

In weiteren Beiträgen wurden die Prognose der Wohnungsmärkte bis 2025 und die Finanzierung durch Bausparkassen skizziert. Nina Demuth vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zeigte auf, die Wohneigentumsquote werde auf 47 Prozent (West) bzw. 36 Prozent (Ost) steigen. Obwohl Familien-Haushalte in der Gesamtbevölkerung nur ein Drittel ausmachen, besteht mehr als die Hälfte der Wohneigentümer aus so genannten „Nestbauer-Familien“, das heißt Personen, die einen familienfreundlichen Standort wählen und weder beim Zuschnitt des Hauses noch beim Umfeld Abstriche machen wollen. Der Erwerb aus dem Bestand wird die heutige Tendenz fortsetzen und den Neubau weit übertreffen. Dennoch ist bis 2025 mit einem Neubaubedarf von jährlich 183.000 Wohneinheiten in Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäusern zu rechnen.

Für diesen Bedarf sei der Zins für Baugeld derzeit denkbar günstig, so Dr. Hamm, Verbandsdirektor der LBS und Beiratsvorsitzender des Verbands Wohneigentum. Nach Abflauen der Wirtschaftskrise könne die Zuversicht in die Zukunft wieder wachsen, was eine Voraussetzung für den Entschluss für die Eigentumsbildung sei. Überraschend sei der positive Effekt des Eigenheimrentengesetzes, das heißt des „Wohn-Riesters“, der den Eigenheimerwerb als Altersvorsorge staatlich fördert. Offenbar greife die Förderung trotz des komplizierten Regelwerks. Noch mehr Fahrt könnte sie bekommen, wenn sie vereinfacht würde und darüber hinaus für die Modernisierung des Bestands – im Sinne nachhaltigen Wohnens – genutzt werden könnte.

Verbliebene Förderungen

Wohneigentumsbildung kann und wird in gewissem Maße durch kommunales Engagement bei der Stadt- und Siedlungsentwicklung gefördert. Bereitstellung von Grundstücken müsse aber die Revitalisierung der Stadtkerne im Blick behalten: Brachen, Lückenbebauung und wo möglich Nachverdichtung sollten bevorzugt werden, plädierte Gesine Kort-Weiher vom Deutschen Städtetag. Konkurrenz unter den Gemeinden um die kauf- und zahlungskräftigen Familien, sei nicht immer im Sinne einer ausgewogenen sozialen und ökologisch zuträglichen Entwicklung. Angesichts des Bevölkerungsschwunds in manchen Regionen müsse auf die Wirtschaftlichkeit der Infrastruktur geachtet werden.

Förderung von Eigentumserwerb für jedermann durch verbilligte Zinsen, sei immer noch im KfW-Wohneigentumsprogramm enthalten, berichtete Werner Genter, Direktor der KfW. Daneben ist auch die Förderung „Altersgerecht Umbauen“ bis jetzt ungeschoren davon gekommen, die Sparpläne treffen vor allem die energetische Sanierung.

Wohneigentum fördern heißt in der Praxis: das Herstellen guter Qualität mit wenig Mängeln und Schutz des Bauherrn oder Erwerbers durch entsprechende Vertragsregeln. Corinna Merzyn, Verband Privater Bauherren, leitete aus ihrer Beratungspraxis Mindeststandards an qualitätsichernden Maßnahmen ab. Je komplexer die bautechnischen Vorschriften desto mängelanfälliger, dies sollte beim Erlass von Verordnungen berücksichtigt werden.

Die Zukunftsfähigkeit von Wohneigentum wurde in der Diskussion als selbstverständlich vorausgesetzt. Christian Huttenloher, Generalsekretär des Deutschen Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung, brachte einige Ideen ein, wie Baugruppen, neue Formen gemeinschaftlichen Wohnens, Erleichterung des Immobilienwechsels je nach Haushaltsgröße und Bedarf.

Initiative Wohneigentum

Die Vertreter des Bundesbauministeriums regten an, die Erfahrungen der Verbände systematisch zusammenzutragen, um gemeinsame Ideen für die ideelle Förderung von Wohneigentum zu entwickeln. Eine umfassende, gleichwohl übersichtliche Informationsplattform für Interessierte, Anregung selbständiger Initiative vor Ort und regelmäßiger, intensiver Austausch untereinander sollen beim nächsten Werkstattgespräch des Immobilienwirtschaftlichen Dialogs in konkreten Konzepten weiterentwickelt werden.

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