Runter vom Gas

Die ab Oktober erhobene Gasumlage wird viele Haushalte schwer treffen. Der dickste Brocken bei der Gasrechnung ist die Heizung. Für die große Sanierung reicht die Zeit bis zum Winter jetzt nicht mehr, aber auch durch kleinere Maßnahme lassen sich noch zu Beginn der Heizperiode Kosten sparen. Wir geben einen Überblick über sinnvolle Maßnahmen.

digitales Thermostat
Durch Reduzierung der Raumtemperatur können die Heizkosten erheblich reduziert werden.   © Pixabay

Das können Sie selbst tun

  • Die Dämmung von Kellerdecke, Dachboden und Heizungsrohren kann in Eigenregie realisiert werden.

  • Gibt es undichte Fenster oder Außentüren, durch die Wärme entweicht? Kleiner Test: Klemmen Sie ein Blatt Papier in das Fenster und schließen es - kann das Papier problemlos entfernt werden, funktioniert die Dichtung nicht. Helfen können Isolierklebebänder, Dichtungsbänder oder Zugluftstopper.

  • Für einfach verglaste Fenster gibt es durchsichtige Isolierfolien, für Heizungsnischen spezielle reflektierende Folien. So entweicht nicht so viel Wärme über die Schwachstellen in der Außenwand.

  • Räumen Sie Möbel oder Vorhänge zur Seite, die den Heizkörper verstellen oder verhängen. Faustregel: Alle Heizkörper im Raum sollte man gut sehen können.

  • Die Heizung entlüften. Durch Luft in der Anlage zirkuliert das Heizwasser nicht optimal und kann sich nicht gleichmäßig verteilen.

  • Stellen Sie das Thermostat so ein, dass keine Wärme verschwendet wird. Wenn Sie beispielsweise zum Aufheizen von Wohnräumen Stufe 5 statt 3 einstellen, damit es schneller warm wird, ist das falsch gedacht. So wärmt sich der Raum nicht schneller auf, sondern wird nur am Ende wärmer als Sie es haben möchten. Auch sollten Zimmer nicht auskühlen, da das Aufheizen mehr Energie kostet, als eine maßvolle Temperierung.

  • Beim Heizen erhöht jedes zusätzliche Grad Raumtemperatur den Energieverbrauch um 6 bis 12 %. Für die passende Heiztemperatur können Sie sich an folgenden Werten orientieren: Wohnbereich: 20 °C, Schlafzimmer: 16/17 °C, Bad: 22 °C. Und: Halten Sie die Türen zu weniger beheizten Räumen geschlossen.

  • Achten Sie auf richtiges Lüften: mit Stoßlüftung die verbrauchte Luft durch Frischluft tauschen.

Hydraulischer Abgleich

Ein hydraulischer Abgleich kann bei alten Heizkörpern sinnvoll sein, um die Effizienz der Heizung zu verbessern und Energiekosten zu senken; das Sparpotenzial ist individuell unterschiedlich und lässt sich nicht generell beziffern. Ein Indiz für die Notwendigkeit ist, dass die mit gleicher Einstellung eingeschalteten Heizkörper im Haus unterschiedlich warm sind.

Beim hydraulischen Abgleich sorgen Heizungsfachleute dafür, dass die Heizkörper mit der richtigen Menge Heizwasser versorgt werden. In einem ersten Schritt wird der Heizbedarf der Räume ermittelt, die sogenannte Heizlast. Im zweiten Schritt wird für jeden Heizkörper berechnet, welche Wassermenge hindurchfließen muss, um die gewünschte Temperatur zu erzeugen. Falls erforderlich, werden dann die Ventile an den Heizkörpern ausgetauscht und auf die berechneten Wassermengen eingestellt. Außerdem wird die Heizungspumpe auf den richtigen Druck eingestellt und die Heizkurve optimiert (sie beschreibt den Zusammenhang zwischen der Vorlauftemperatur einer Heizungsanlage und der Außentemperatur - je niedriger die Außentemperatur, umso höher muss die Vorlauftemperatur in einer Heizungsanlage sein).

Die Kosten für diese Maßnahme richten sich nach den Bedingungen der einzelnen Häuser und können auch regional variieren.

Strom sparen

Auch Strom sparen ist Gas sparen. In den vergangenen Jahren wurden hierzulande zwischen 10 und 15 % des Stroms mit Erdgas erzeugt. Das ist die teuerste Variante von Stromerzeugung.

Mit Nachzahlungen rechnen

Der Winter wird teuer. Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt Gaskund*innen, sich die Heizkostenabrechnung vom Vorjahr anzuschauen und mindestens den dreifachen Betrag zur Seite zu legen.

Lohnt sich ein Anbieterwechsel?

Ein Anbieterwechsel ist aktuell schwierig. Viele Anbieter nehmen keine neuen Kunden und Kundinnen auf, und die am Markt verfügbaren Neukundentarife sind sehr teuer, heißt es bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Wer also bereits einen guten Tarif hat, sollte die Füße stillhalten.

Eigentümer und Eigentümerinnen, die prüfen möchte, ob sich ein Anbieterwechsel für sie rechnen könnte, sollten zuerst die eigenen aktuellen Tarifkonditionen überprüfen: Wer ist Ihr Anbieter, welchen Jahresverbrauch haben Sie bei Gas, welche Preiskonditionen haben Sie, haben Sie eine eingeschränkte Preisgarantie oder vielleicht sogar eine Festpreisgarantie?

Im Anschluss können Sie einen Tarifvergleich anstellen. Dabei sollten Sie sich aber nicht nur auf vermeintlich komfortable Vergleichsportale verlassen, sondern die Tarife beim Anbieter vor Ort direkt abfragen. Die früher geltende Grundregel, dass der Grundversorgungstarif meist sehr teuer ist, gilt heute in vielen Regionen nicht mehr, häufig sind die Grundversorger sogar günstiger, erläutert Matthias Bauer, Energieexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Wichtig sei es zudem, nicht nur auf den Preis zu schauen, sondern auch auf die Versorgungssicherheit.

Lohnt sich ein Heizungstausch?

Rund die Hälfte aller Heizungen in Deutschland (rund 21 Mio.) sind veraltet, sagt der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie, der die jährlichen Zahlen des Bundesverbandes des Schornsteinfegerhandwerks ausgewertet hat. Das heißt, sie sind mindestens 17 Jahre alt oder älter. Das betrifft etwa 10,8 Millionen Öl- und Gaskessel. Nicht nur mit Blick auf die Klimaziele, sondern auch im Lichte der Ereignisse in der Ukraine und der damit einhergehenden Verknappung der Gaslieferungen und Preissteigerungen rechnet sich der Tausch gegen eine moderne Anlage. Aber: Wer das anpacken möchte, braucht viel Geld und Geduld - die Handwerksbetriebe können aktuell der Nachfrage so schnell wie gewünscht nicht nachkommen.

Gas-Notfallplan

Mit dem Notfallplan der EU soll der Gasverbrauch in den Mitgliedsstaaten um 15 Prozent gesenkt werden. Der am 9. August 2022 in Kraft getretene Plan sieht vor, dass die 27 Staaten ihren Gasverbrauch von Anfang August 2022 bis Ende März 2023 freiwillig um 15 Prozent herunterfahren - verglichen mit dem durchschnittlichen Verbrauch der vergangenen fünf Jahre. Nach Angaben der EU müssen 45 Milliarden Kubikmeter Gas eingespart werden. Gelingt das nicht und kommt es zu Versorgungsengpässen, kann ein Alarm ausgelöst und verbindliche Einsparziele festgelegt werden.

In Deutschland stellt sich wegen der besonders großen Abhängigkeit vom russischen Gas die Situation noch etwas anders dar. Hier sollen laut Bundeswirtschaftsministerium mehr als die vereinbarten 15 Prozent eingespart werden.

Katrin Ahmerkamp

Information und Beratung


13.09.2022

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