VERSTECKTE KOSTEN BEIM HAUSKAUF

29.01.2020

Nebenkosten nicht vergessen!

Notarkosten nicht vergessen!
Notarkosten nicht vergessen!   © Verband Wohneigentum Heinsheim am Neckar

Der Traum von den eigenen vier Wänden wird getrübt, wenn plötzlich unerwartete Kosten auftauchen, mit denen man gar nicht gerechnet hat. Baugenehmigung, Grunderwerbsteuer, Notar- und Eintragungskosten - beim Kauf oder Neubau einer Immobilie entstehen nicht unerhebliche Nebenkosten. Planen Sie diese üblichen Nebenkosten unbedingt beim Kauf mit ein, rät Helmut Weigt, Finanzexperte beim Verband Wohneigentum. Damit es nicht zu bösen Überraschungen kommt!

Grunderwerbssteuer

Die fällige Grunderwerbsteuer berechnet sich aus dem notariell beurkundeten Kaufpreis. Dabei werden der Grundstückspreis und der Preis eines bereits bestehenden Gebäudes als Bemessungsgrundlage angesetzt. Auch der Preis eines Neubaus vom Bauträger fällt in diese Bemessungsgrundlage, obwohl das Gebäude noch gar nicht errichtet ist (Ausnahme: Sie kaufen ein unbebautes Grundstück nicht bei dem beauftragten Bauträger). Die Höhe der Grunderwerbsteuer ist abhängig vom jeweiligen Bundesland und liegt zwischen 3,5 Prozent und 6,5 Prozent der Bemessungsgrundlage.

Notarkosten

Wer sich eine Immobilie kauft oder ein Haus baut, muss diesen neuen Besitz auf einem Grundstück von einem Notar im Grundbuch der Stadt oder Gemeinde eintragen lassen. Um sicherzugehen, sollte man dafür rund 2,0 Prozent der Bemessungsgrundlage für Notar- und Gerichtskosten ansetzen.

Maklerkosten

Ist ein Immobilienmakler involviert, kommt seine Courtage hinzu, die ebenfalls regional sehr unterschiedlich ausfällt und zwischen 3,6 Prozent und 7,15 Prozent liegt.

Gern vergessene Kosten

Neben diesen "üblichen Kosten" können aber durchaus weitere Kosten entstehen, die häufig vernachlässigt werden. Beispielhaft sind hier Kosten zu nennen, die zwar nicht direkt mit dem Erwerb oder Bau einer Immobilie zu tun haben, die es aber zuweilen zu berücksichtigen gilt:

Renovierungskosten

Die Kosten der Renovierungen und Sanierungen einer gebrauchten Immobilie werden im Finanzierungsplan zwar meist angesetzt, aber regelmäßig zu niedrig. Der Grund dafür liegt vor allem darin, dass viele Kosten erst während der Renovierung erkannt werden können (auch Gutachter haben keine Röntgen-Augen). Planen Sie umfangreiche Eigenleistung, denken Sie daran, dass gutes Werkzeug die Arbeit erleichtert, aber auch nicht ganz billig ist. Möglicherweise sind Sie in Ihrem Mietvertrag rechtlich bindend verpflichtet worden, Ihre Mietwohnung renoviert zurückzugeben. Auch diese Kosten werden meist außer Acht gelassen.

Zinsen während der Bauzeit

Wer ein Haus neu baut, muss mit einer Bauzeit (von Planung bis Fertigstellung) von gut einem Jahr rechnen. Während dieser Bauzeit fallen bereits Zinsen an, die neben der weiterlaufenden Miete zu zahlen sind. Wer mit dieser Doppelbelastung überfordert ist, muss die Bauzeitzinsen als Kostenfaktor, der in vielen Finanzierungsplänen fehlt, berücksichtigen.

Umzugskosten

Die Kosten des Umzuges können erheblich ins Geld gehen, wenn man nicht auf kräftige Freunde und Bekannte angewiesen sein möchte.

An die neue Einbauküche denken die meisten, aber oft müssen auch andere neue Möbel angeschafft werden, weil die alten beim Umzug aus dem Leim gehen oder schlicht nicht in das neue Haus passen.

Ein Haus auf dem Land ist wahrscheinlich billiger als ein Haus im Stadtzentrum, aber unser heutiger Anspruch auf Beweglichkeit macht dann vielleicht einen Zweitwagen erforderlich.

Künftig genießen Sie die Sonnen nicht mehr auf einem winzigen Balkon, sondern im eigenen Garten. Spaß macht das aber nur, wenn die neuen Gartenmöbel bequem sind und ein großer Sonnenschirm Ihre Haut vor Verbrennungen schützt. Rasen und Hecken lassen sich auch kaum mit der Nagelschere schneiden, weshalb Sie sich sicher bald auf den Weg machen werden, entsprechende Gartengeräte anzuschaffen.

Diese Liste der gern vergessenen Nebenkosten könnte man beliebig fortsetzen. Dem ein oder anderen mag sie kleinlich vorkommen. Doch die Warnung, möglichst alle Kosten zu kalkulieren, hat einen tieferen Sinn:

Unser Tipp

Hat man für derartige Kosten kein Geld mehr in der Reserve, bleibt nur der Weg zur Bank, um es sich zu besorgen. Und genau das ist der Haken: Da sie wahrscheinlich bereits einen Baukredit aufgenommen haben, ist die einzige Bank, die Ihnen noch Geld geben wird, die Bank, die Ihr Haus finanziert und es mit der für sie eingetragenen Grundschuld als Sicherheit für andere Institute "blockiert" hat. Dieser Bank sind Sie im Falle einer nicht zu umgehenden Nachfinanzierung folglich schlicht ausgeliefert. Mit ziemlicher Sicherheit wird Ihnen diese Bank einen deutlich höheren Zinssatz berechnen, als es Ihrem Geldbeutel lieb ist.

Halten Sie also in jedem Fall ausreichende Eigenkapitalreserven vor und denken Sie bei Ihrer Kostenaufstellung möglichst an wirklich alles, was auf Sie zukommt.

Grunderwerbsteuer reduzieren

Die anfänglich genannte Grunderwerbsteuer kann man nur durch eine Reduzierung der Bemessungsgrundlage schmälern. Manche Steuerberater oder Notare geben hier gerne den gut gemeinten Rat, miterworbenes Zubehör (z. B. einen Einbauküche oder das Guthaben der Instandhaltungsrücklage einer Eigentumswohnung) im Kaufvertrag auszuweisen, denn darauf fällt dann keine Grunderwerbsteuer an.

Aber diese Empfehlung hat zur Folge, dass die finanzierende Bank den Wert der Immobilie entsprechend reduziert, das Verhältnis von Darlehen zu Objektwert damit schlechter wird und deshalb das Risiko der Bank ebenfalls höher bewertet wird. Dieses höhere Risiko der Bank hat dann gegebenenfalls einen höheren Zinssatz zu Folge, womit sich der Grunderwerbsteuervorteil zum Finanzierungsnachteil wenden kann.

Dieser "Trick" spart bei einer mit 5.000 Euro ausgewiesenen Einbauküche beim höchsten Grunderwerbsteuersatz (6,5 Prozent) gerade mal 325 Euro. Verschlechtert sich hingegen damit der Zinssatz des Darlehens beispielsweise um 0,1 Prozent pro Jahr, zahlen Sie bei einem Darlehen von 100.000 Euro allein im ersten Jahr also rund 100 Euro mehr.

Man muss wahrlich kein mathematisches Genie sein, um zu erkennen, dass der Mehraufwand an Zinsen über die gesamte Finanzierungsdauer gesehen diesen vermeintlichen Vorteil völlig zunichtemacht.

Fazit: Letztlich bleibt also nur die alte Kaufmannsweisheit: "Der größte Vorteil liegt im Einkauf", was so viel heißt, dass durch geschicktes Verhandeln und einen intensiven Preisvergleich voraussichtlich die höchste Ersparnis zu erzielen ist. H.W.

Quelle: Verband Wohneigentum Baden-Württemberg e.V.

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