Heinsheimer Synagoge im Dämmerschlaf

Heinsheimer Synagoge im Dämmerschlaf


Von Steffan Maurhoff

Heinsheim - Das Benzin, um sie in Schutt und Asche zu legen, war schon besorgt. Und doch überdauerte die Synagoge in Heinsheim die Kristallnacht 1938. Der Grund war ein profaner: Der damalige Bürgermeister August Kühner nutzte das Gebäude, das er von der jüdischen Gemeinde gekauft hatte, als Getreidespeicher und der sollte nun mal nicht abgefackelt werden.

Völlig weltlich sollte das einstige Gotteshaus auch nach der Naziherrschaft genutzt werden. Mal war ein Bauunternehmer Eigentümer, mal die Stadt. Zuletzt kaufte es Schlosser Artur Semrau, der die Synagoge als Werkstatt nutzt. Doch Semrau hört jetzt altershalber auf, und bald könnte es einen erneuten Eigentümerwechsel geben.

Geldmangel


Grund genug für den Heinsheimer Fritz Abel, in der letzten Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause anzuregen, die einzige erhaltene Synagoge im Stadtgebiet zu sanieren. OB Hans Heribert Blätten verwies auf die leeren Stadtkassen, doch Stadtrat Ulrich Schneider sprang dem Heinsheimer bei: Man solle doch einen Anstoß geben, vielleicht mit einem Verein oder Schulen an die Sanierung gehen.

Dass es kein Leichtes wird, das Kleinod von 1796 aus dem Dämmerschlaf zu wecken, ist Fritz Abel bewusst. Doch dem Kenner der Ortsgeschichte ist die Synagoge ein Anliegen: "Egal was man tut es wäre wichtig, dass sie erhalten bleibt."



Werkzeug und Maschinen: Zwischen den Fenstern war die Tür für die Frauen.

Werkstatt


Momentan gibt sie ein schnödes Bild ab. Das Dach ist undicht, der vor vor etwa 30 Jahren erneuerte Putz bröckelt, unterm Kunststoffdach vor der Eingangstüre lagert Werkzeug und Metall. Der Innenraum strotzt vor Werkstattcharme. Hinter einer groben Mauer erkennt man jene Tür zur Empore, durch die einst die Frauen über eine Außentreppe in die Synagoge gelangten. Vom Charakter des Sakralraums ist nicht viel geblieben. Fritz Abel erinnert sich noch, wie er als Kind hier gespielt hat. "Die Holzdecke ist später reingekommen." Statt der rußigen Balken habe es früher farbigen Anstrich und schlichte Malerei zu sehen gegeben. Aber noch immer sind die Zug-Anker da, die in Raumhöhe die Außenwände stabilisieren. An diesen Stangen maßen die Lausbuben in Abels Kindertagen ihre Kräfte: "Wir haben da oben Purzelbäume geschlagen." Gefährlich war es ja nicht: Drunten lag genug Heu und Stroh.



Sanierung nötig: Das Dach ist undicht, der Außenputz bröckelt.

Verbandsfriedhof


Auch wenn er nicht weiß, wie sie genutzt werden könnte, für bewahrenswert hält der Heinsheimer Stadtrat die Synagoge auf jeden Fall. Zumal der Bad Rappenauer Ortsteil einen der bedeutendsten jüdischen Friedhöfe Süddeutschlands habe und noch etliche jüdische Gebäude erhalten seien.

Wenn die Stadt nicht als Käufer der Synagoge auftreten könne, so könnte sie doch behilflich sein, Kontakte vermitteln, vielleicht Fördertöpfe öffnen. Abel bedauert, dass ein örtlicher Heimatverein nicht zustande kam und hofft nun, dass der Verein Jüdisches Leben Kraichgau auf Heinsheim aufmerksam wird: "Vielleicht haben die ja eine Idee."

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