vzbv-Gutachter für mehr Förderung und bessere Information
Das "Klimasorgenkind" in Deutschland ist der Gebäudesektor, auf den hierzulande rund 30 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen entfallen. Will die Bundesrepublik ihre selbst gesteckten Klimaziele erreichen, muss unter anderem ein Großteil der rund 16 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser bis 2045 energetisch saniert werden. Ein Gutachten im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Kooperationspartner des Verbands Wohneigentum (VWE), zeigt nun, welche Kosten damit verbunden sind.
Demnach rechnet sich bei rund zwei Drittel aller untersuchten Gebäudetypen eine hochwertige Modernisierung dank staatlicher Förderung schon jetzt. Zu empfehlen ist hierbei eine Sanierung in wenigen, idealerweise in einem großen Schritt. Damit alle Gebäude bis 2045 klimaneutral werden, muss die Bundesregierung ihre Förderprogramme jedoch massiv ausweiten. Aus Sicht des vzbv eine lohnende Investition.
"Die energetische Sanierung eines Eigenheims ist für Verbraucher und Verbraucherinnen eine kostspielige Angelegenheit. Gleichzeitig ist der Gebäudesektor ein Schlüssel für das Gelingen der Energiewende. Das Gutachten belegt, dass sich eine ambitionierte und hochwertige Modernisierung dank der bestehenden Förderung bereits heute in den meisten Fällen wirtschaftlich lohnt", sagt Thomas Engelke, Teamleiter Energie und Bauen des vzbv. "Damit Deutschland seine Klimaziele im Gebäudesektor erreicht, muss die Bundesregierung die Hausbesitzer*innen aber besser über Fördermöglichkeiten informieren und vor allem deutlich mehr Geld zur Verfügung stellen", so Engelke.
Umsetzung ambitionierter Standards empfehlenswert
Verfasst haben das Gutachten zwei renommierte Experten auf dem Gebiet der energetischen Gebäudesanierung, Dr. Eberhard Hinz und Dr. Andreas Enseling. Die im Gutachten betrachteten Gebäudetypen repräsentieren rund 41 Prozent der Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland mit Baujahr bis 2009.
Das Gutachten zeigt, dass ohne Förderung keine der untersuchten energetischen Modernisierungen wirtschaftlich wäre. Mit Förderung sind diese in zwei Dritteln der Gebäudetypen wirtschaftlich, bei einem Drittel der Gebäudetypen reicht die Förderung dagegen nicht aus.
Die Unterschiede bei den Investitions- und Lebenszykluskosten zur Erreichung der Effizienzstandards KfW85, KfW70 und KfW55 sind relativ gering. Entsprechend ist es nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer Sicht empfehlenswert, eine ambitionierte energietechnische Modernisierung in möglichst wenigen Schritten, wenn möglich in einem Schritt, zu realisieren.
Nach einer Modernisierung auf den höchsten KfW55-Standard verbleiben nur noch rund acht Prozent der CO2-äquivalenten Emissionen. Bei den KfW-Standards 70 und 85 sind es rund 16 Prozent, also doppelt so viel. Zur Klimaneutralität im Gebäudesektor muss zudem der Energieeinsatz perspektivisch komplett von fossilen Energien entkoppelt werden.
Mittel müssen deutlich angehoben werden
Um eine deutliche Steigerung der Sanierungsrate zu realisieren und die Einhaltung der Klimaziele im Gebäudesektor zu garantieren, müssen die Mittel im Bundeshaushalt kurz-, mittel- und langfristig jedoch weiter deutlich angehoben werden.
Verbraucher und Verbraucherinnen können sich zur energetischen Sanierung bei der Energieberatung der Verbraucherzentrale beraten lassen. Diese bietet das größte unabhängige Beratungsangebot zum Thema Energie in Deutschland, jedes Jahr werden mehr als 150.000 Haushalte beraten. Die dadurch bewirkten Energieeffizienzmaßnahmen führen jährlich zu Energieeinsparungen, die einem Güterzug voller Steinkohle von über 100 km Länge entspricht. Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv)