Gefahr erkennen: Legionellen im Leitungswasser

Im Leitungswasser steckt eine oft unterschätzte Gefahr: Legionellen. Die Bakterien sind in Gewässern harmlos, können sich aber besonders in Warm-Wasserleitungen stark vermehren und grippeähnliche Symptome oder Lungenentzündungen auslösen. Das sollten Sie wissen.

Eine Duschenwand aus Glas mit Wasserdampf.
Legionellen: Das Risiko besteht vor allem dann, wenn Legionellen in winzigen Wassertröpfchen eingeatmet werden. Die entstehen beispielsweise beim Duschen, wenn sich die krankmachenden Bakterien im aufsteigenden Wasserdampf verbreiten.   © iStock/Dirk Hoffmann

Legionellen sind Bakterien, die sich besonders gut bei Wassertemperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius vermehren. In geringer Zahl kommen sie in fast jedem Leitungssystem vor - kritisch wird es erst, wenn die Bedingungen in den Hausinstallationen ihr Wachstum begünstigen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die Warmwassertemperatur über längere Zeit zu niedrig eingestellt ist.

Legionellen: So infiziert man sich

Eine Ansteckung erfolgt in der Regel nicht, wenn man Wasser trinkt. Das Risiko besteht vor allem dann, wenn Legionellen in winzigen Wassertröpfchen - sogenannten Aerosolen - eingeatmet werden. Die entstehen beispielsweise beim Duschen, wenn sich die krankmachenden Bakterien im aufsteigenden Wasserdampf verbreiten. Eine Übertragung zwischen Menschen findet in der Regel nicht statt.

Gefahren der Infektion

Die schwerste Form einer Legionellen-Infektion ist die "Legionärskrankheit" - eine Lungenentzündung, die unbehandelt tödlich verlaufen kann. Milder verläuft das "Pontiac-Fieber", eine grippeähnliche Erkrankung in Folge einer Legionellen-Infektion. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Personen mit geschwächtem Immunsystem; Raucher*innen und Babys. Laut Robert Koch-Institut erkranken jährlich mehrere hundert Menschen in Deutschland an einer Legionellen-Infektion. Die Dunkelziffer könnte höher sein, da sich Symptome häufig nicht sofort eindeutig zuordnen lassen.

Legionellenbefall: Sofortmaßnahmen

Legionellen sind unsichtbar, aber nicht unbesiegbar. Eine Infektion kann mit einem Urintest nachgewiesen werden, die Behandlung erfolgt mit einem speziellen Antibiotikum.
Um einen Befall im Haus sicher festzustellen, muss ein für die Trinkwasseruntersuchung akkreditiertes Labor beauftragt werden. Die Laboruntersuchung kostet zwischen 40-80 Euro pro Probe.

Wichtige Grenzwerte für Legionellen im Leitungswasser

Bis 100 KBE/100 ml (KBE = koloniebildende Einheiten): Keine Maßnahmen vorgeschrieben, aber möglichst geringe Werte sind grundsätzlich besser.

Ab 100 KBE/100 ml ist der Grenzwert erreicht. Die Anlage muss überprüft und ggf. gewartet werden (§ 51 TrinkwV).

100-1000 KBE/100 ml: Weitere Maßnahmen notwendig, z. B. genauere Untersuchungen und technische Anpassungen.

Über 1000 KBE/100 ml: Laut DVGW W 551 sind kurzfristige Sanierungen nötig.

Über 10.000 KBE/100 ml: Akute Gefahr - Sofortmaßnahmen erforderlich, z. B. Duschverbot oder Filtereinsatz.

Betroffene Leitungen im Haus sollten sofort gespült und desinfiziert werden. Es ist wichtig, Mieter zu informieren, die zuständige Gesundheitsbehörde zu kontaktieren und eine Gefährdungsanalyse durch einen Fachbetrieb durchzuführen zu lassen. Bereits eine thermische Desinfektion, bei der das Wasser auf mindestens 60°C erhitzt wird, ist eine effektive Methode zur Abtötung von Legionellen. Zusätzlich sollten regelmäßige Wartungen und Reinigungen der Installationen sowie Spülungen der Leitungen durchgeführt werden, um sich vor einer erneuten Infektion durch Legionellen zu schützen.

Vorbeugen: Was kann ich tun?

Die gute Nachricht: Man kann einiges dazu beitragen, um das Risiko eines Legionellenbefalls gering zu halten:
Mindestens 60 °C. Bei Temperaturen von mehr als 60 Grad werden Legionellen abgetötet. Trotz Bereitschaft zum Energiesparen: Stellen Sie die Temperatur des Warmwasserbereiters auf mindestens 60 Grad ein, um die Gefahr von Legionellen zu bannen.

Wasser regelmäßig fließen lassen. Wenn Wasser über längere Zeit in Leitungen steht, ist das ein guter Nährboden für die Bakterien. Lassen Sie daher bei selten genutzten Zapfstellen - etwa im Gäste-WC oder im Keller - regelmäßig Wasser ablaufen, mindestens einmal pro Woche. Auch beim Heimkommen nach dem Urlaub gilt: Wasser erst eine Weile laufen lassen, bevor Sie es nutzen. Achten Sie darauf, dass dabei möglichst wenig Wasserdampf entsteht - z. B. durch langsames Aufdrehen, Entfernen des Duschkopfs und Lüften!

Duschköpfe und Wasserhähne regelmäßig entkalken und reinigen. Ansonsten können sich die Bakterien an den Innenflächen festsetzen und von dort aus ins Wasser gelangen.

Systeme regelmäßig warten: Wer Häuser mit mehr als drei Mietwohnungen besitzt, muss diese mindestens alle drei Jahre auf Legionellen untersuchen lassen (Trinkwasserverordnung). Für Eigentümer*innen von Eigentumswohnungen und Ein- oder Zweifamilienhäusern ist dies nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber durchaus empfehlenswert - vor allem, wenn das Gebäude älter ist oder modernisiert wurde.

Anna Florenske

Weitere Information: www.umweltbundesamt.de

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