Die Geschäftsleute
Neues von den Heiden aus Schönow 1966
von ulla
Ich weiß es noch wie heute, wir werden Verkäufer.
Eine gute Idee meinte Matta mein Bruder.
Er heißt eigentlich Martin und ist 2 Jahre älter als ich.
Den ganzen Tag an der frischen Landluft, da muss man einfach alles ausloten.
Was wollen wir den verkaufen, fragte er mich?
Schnittlauch! Was?
Wo wollen wir den denn herbekommen?
Ganz einfach, wir gehen zum Friedhof, dort steht der wilde Schnittlauch in voller Pracht.
Oma Berta meinte nämlich, dass der Wilde besonders würzig schmecke, was wir nach probieren bestätigen konnten.
Dann brauchen wir noch Schnippsgummis um die Bunde schön anzubieten.
Was sollen sie den kosten?
Ich denke 10 Pfennige, pro Bund, sind ein guter Preis!
Matta überlegte, wir haben aber keinen Laden.
Kein Problem sagte ich, wir stellen uns an den Eingang der Kirche und legen die Bunde auf die Pfeiler. Dann können wir unsere Ware ausrufen!
Gesagt getan.
Matta besorgte aus Mutters Küche die Schnippsgummis und ein Messer, da er der Ältere war.
Für mich galt ja noch der Spruch: "Messer, Gabel, Schere, Licht gehört in kleine Kinderhände nicht."
Zum Friedhof war es nicht weit und die Ernte war im vollen Gange.
10 Bunde gepflückt und ab zurück zur Kirche, los ging der Verkauf.
Frischer Schnittlauch... Frischer Schnittlauch, 10 Pfennige das Bund.
Guten Appetit!
1 Mark war unser Lohn, viel Geld, wir waren reich!
Das Gesicht unserer lieben Mutter hätte ihr mal sehen sollen, als wir am Nachmittag die Geschichte erzählten und unserer Arbeit Lohn übergaben.
Von Bandwurmbefall und Sterbefällen im Ort, war uns damals nichts zu Ohren gekommen.