Ein neuer Alltag

Präsident Manfred Jost wendet sich in der Corona-Krise mit persönlichen Worten an die Mitglieder und Partner des Verbands Wohneigentum. Wie ist die Situation für selbstnutzende Wohneigentümer?

05.05.2020

privat
© privat

Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde, geschätzte Partner des Verband Wohneigentum,

ich will es nicht verschweigen, selten habe ich mich so schwergetan, ein paar Worte zu Papier zu bringen, wie heute. Das ist wohl normal, wenn sich eine Situation täglich ändern kann und es fatal sein kann, wenn sie es denn auch tut.

In Anbetracht der Tatsache, dass zumindest die Medizin sich mittlerweile fast geschlossen einig ist, dass uns das Covid-19-Virus noch einige Zeit beschäftigen wird, unbeschadet der Frage, ob der nahende Sommer mit seiner Wärme und Sonne für Entspannung sorgt, ist es aber verständlich, dass Sie als Mitglied auch von Ihrem Verband und Ihrem Präsidenten Anmerkungen zur Lage erwarten.

Die Krise bei uns

Ich teile die Einschätzung unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass wir mit der Corona-Pandemie die größte gesellschaftliche und wirtschaftliche Krise seit Ende des Zweiten Weltkrieges durchleben. Das Corona-Virus legt Europa und weite Teile der Welt lahm. Das, was sich vor Kurzem noch gefühlt "weit weg" abspielte, zeigt sich in einer brutalen Realität direkt vor der eigenen Haustüre. Ein ganzes Leben, sieben Jahrzehnte lang, habe ich auf und mit der deutsch-französischen Grenze gelebt. Durfte dabei sein, als Schlagbäume entfernt wurden, die Schaffung des "Schengen-Raumes" kennen und schätzen lernen. Heute erlebe ich, wie fragil dies alles ist.

Bewährung der Demokratie

Nicht nur, dass Schulen, Kitas und Geschäfte geschlossen werden, nein, Ende März haben Bund und Länder in weithin parteiübergreifendem Konsens sogar Kontaktsperren erlassen. Das Verlassen der eigenen Wohnung bedarf einer besonderen Begründung. An den Grenzen zu vielen Nachbarländern wird streng kontrolliert, "Menschen ohne wichtigen Grund" der Übertritt verweigert, lediglich "der freie Warenverkehr und der freie Austausch von Dienstleistungen" soll stattfinden. Gott sei Dank macht die Politik nach meiner Einschätzung aktuell einen "guten Job", findet trotz unterschiedlicher Ansätze - alles in allem - zu zielführenden Entscheidungen.

Dennoch gilt es aufzupassen, dass sich der Kern des freiheitlich-demokratischen und sozialen Rechtsstaats bewährt. Ebenso, dass die freundschaftlichen Beziehungen zu Nachbarstaaten, die sich über Jahrzehnte als kleine Pflänzchen entwickelt haben, nicht über Nacht in Bulldozer-Manier zerstört werden.

Wohnungspolitik in Krisenzeiten

Die Krisenbewältigung macht den allergrößten Teil der Politik aus. Es werden Rettungsschirme für Gesundheit, Soziales, Wirtschaft gespannt. Als Verband haben wir unsere Stimme für die Sicherung der selbstnutzenden Wohneigentümer erhoben. Eine hinreichende Unterstützung von Hauserwerbern, die noch ihr Darlehen abzahlen und jetzt in finanzielle Engpässe geraten, ist Ende März verabschiedet worden. Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Dauer der Überbrückungsmaßnahmen gegebenenfalls verlängert werden. Auch Wohneigentümer, die etwa eine Einliegerwohnung zur Mitfinanzierung ihrer Hypothek vermieten, brauchen Unterstützung, wenn die Miete zeitweise aussetzt.

Ein neuer Alltag

Liebe Mitglieder, Sie und Ihre Familien haben als selbstnutzende Wohneigentümer für Krisenzeiten meist eine relativ gute Ausgangslage: Platz im eigenen Haus und einen Garten. So mag es Ihnen etwas leichter gelingen, die auferlegten Vorsichtsmaßnahmen mit Ihrer persönlichen Umsetzung nachhaltig zu unterstützen. Zurzeit, Ende März, ist angesagt: Verlassen Sie Ihr Familienheim nur, wenn es unbedingt notwendig ist: Einkauf von Lebensmitteln, Arzt- bzw. Apothekenbesuch, Arbeit, Spaziergang zu zweit oder in Familie bzw. Wohngemeinschaft. Denken Sie an die einfache Hygieneregel des Händewaschens, halten Sie im öffentlichen Raum Abstand zu Mitmenschen, mindestens 1,5 besser 2 m.

Aber vor allem: Nutzen Sie Ihr Familienheim, entdecken Sie es neu, nehmen Sie lange geplante Verschönerungsmaßnahmen vor. Gehen Sie in den Garten, am besten frühmorgens, wenn neben der Vielfalt und Farbenpracht der Bäume, Sträucher, Stauden, Gräser und Blumen auch die Vogelwelt mit ihrem "Frühschoppenkonzert" Ihre Seele umgarnt. Bleiben Sie gesund!

Ihr
Manfred Jost

Hinweis zum Datenschutz

Wir verwenden nur technisch notwendige Session-Cookies. Diese werden automatisch gelöscht, sobald Sie die Sitzung auf unseren Webseiten beenden und den Browser schließen.

Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.