Die älteste Siedlerin der Gartenstadt Emilie Heck, 93, ist stolz auf ihr Leben und hat viele Erinnerungen

Von Christine Thelen, Gartenstadt Journal, Mai 2004












Emilie Heck bei einer Ehrung von der Sgm. Neueichwald II im Jahr 2005 mit 94 Jahren



Voller Erinnerungen, Freude und Leben velief das Gespräch mit der ältesten Siedlerin, Emilie Heck, bei unserem Besuch in Ihrem Haus. Es ist kaum verändert worden seit dem Einzug im Jahre 1935. Man kann sich gut vorstellen, wie die Eltern Heck mit zwei und später drei Söhnen darin gewohnt haben. Im Winter blubberte der Kohleofen in Küche und Zimmer, im Sommer hielt man sich viel im Freien auf.
Das Ehepaar Heck heiratete 1930 und wohnte bei den Schwiegereltern, später in Kleinen Anfang, denn Karl Heck war arbeitslos. Später bekam er als Dreher Arbeit beim Lanz auf dem Lindenhof. Dorthin fuhr er mit dem Fahrrad von der Wohnung. Eines Tages bekam die Familie eine Einladung von einem Siedlerbüro. Dort wurde das Ehepaar Heck gefragt, ob sie im Garten schaffen und mit Vieh umgehen könnnten, was sie bejahten; denn Frau Heck war mit dem zweiten Sohn hoch schwanger. Die Aussicht auf ein eigenes kleines Häuschen machte sie überglücklich. Es begann das Bauen in der Gartenstadt. Die Männer waren alle arbeitslos und mussten reihum Hand anlegen. Das Siedeln geschah somit in Gemeinschaftsarbeit. Jeder half jedem. Anders wäre das Projekt nicht zu verwirklichen gewesen; denn Geld dafür gab es nicht. Die großen Gärten wurden bewirtschaftet, Wasser gab es mit einer Pumpe aus dem Brunnen im Garten, Kanalisation war Fehlanzeige, das Abwasser landete in einer Grube, die regelmäßig von der Stadt geleert wurde.
Recht bald nach dem Einzug gründete sich die Siedlergemeinschaft Neueichwald. Man traf sich im damaligen Gasthaus "Waldschenke" in der Kasseler Straße. Alles, was die Siedler beschäftigte, wurde besprochen. Ein Problem war die Futter- und Saatgutbeschaffung. Alles musste beschwerlich von Käfertal beschafft werden. Das sollte verbessert werden. Emilie Heck erklärte sich bereit, in ihrem Stall das Futter an die Siedler zu verkaufen. Das hat sie dann vierzig Jahre lang gemacht. Reich ist sie davon aber nicht geworden. Denn von den 10 Prozent, die sie vom Erlös bekam, gingen drei Prozent an die Siedler.
Die Siedler waren lange arbeitslos! Frau Heck hat dann auch zwölf Jahre bei der Bäckerei Döringer gearbeitet, um den Verdienst aufzubessern, denn schließlich war auch der dritte Sohn Kurt geboren worden. Später konnten die Gartenstädter bei Frau Heck auch einen guten Wein kaufen, erzählt sie. Und wo kauften die Siedler die anderen Dinge zum Lebensunterhalt? Da gab es eine Konsum an der Freyastraße/Donarstraße und einen weiteren Krämerladen gegeüber. Sonst eigentlich nichts. Es war eben alles nicht so einfach.
Aber Emilie Heck erzählt auch gerne von ihren schönen Erlebnissen als Siedlerin. Zum Beispiel gab es in der Siedlergemeinschaft eine Theatergruppe, der sie mit viel Spaß angehörte. Sogar ein Fastnachtszug wurde 1952 organisiert. Viele Menschen, Pferde, Wagen und Autos waren beteiligt.
Ein Höhepunkt in Leben von Emilie Heck war die Feier ihrer Silbernen Hochzeit. Gerade war das "Kapellchen" im Rottennenweg fertig geworden. Dort sollte der Gottesdienst gefeiert werden. Und Tatsächlich war es dann die erste Hochzeitsfeier dort mit dem damaligen Pfarrer Weber. Als der sich auf den Weg zur Kapelle machte, staunte er nicht schlecht, wie viele Leute sich zu einem Zug über den Herrschaftswald zu Ehren des Silberpaares Heck eingefunden hatten. Auch das Fest der Goldenen Hochzeit mit ihrm Mann Karl ist Emilie Heck noch in guter Erinnerung.
Zweihundert Siedler zählte die Gemeinscshaft 1935 in der Gartenstadt. Heute lebt von ihnen nur noch Emilie Heck. Sie zählt 93 Jahre. Stolz ist sie mit Recht auf ihr Leben, auf das was sie geleistet hat. Eine Enkelin ergänzt:"Unsere Oma hat uns alle großgezogen", und meint damit mehrere Generationen. Der Ururenkel, der kleine Julian Steffen Heck, bringt heute Leben ins Haus uns trägt dazu bei, dass Emilie Heck fröhlich und munter in ihrem Siedlunghaus wohnt. Es ist eine Freude, ihr zu begegnen, zuzuhören und mit ihr zu sprechen. Wir wünschen Ihr noch ein langes Leben in guter Gesundheit.

Hinweis zum Datenschutz

Wir verwenden nur technisch notwendige Session-Cookies. Diese werden automatisch gelöscht, sobald Sie die Sitzung auf unseren Webseiten beenden und den Browser schließen.

Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.