85 Jahre Straßen in Goldstein

85 Jahre Straßen in Goldstein
(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Herrn Ernst Leißner)
Auf bisher unbebautem, landwirtschaftlich genutzten Gelände des Hofgutes Goldstein wurde am 25. April 1932 mit den Bauarbeiten der ersten 64 Siedlerstellen begonnen. Grundlage bildete ein Plan des Frankfurter Stadtbauamtes vom 15. April 1932, der die genaue Stellung der neuen Siedlungshäuser beiderseits eines 5 m breiten Zugangsweges aufzeigte. Dieser Zugangsweg wurde Pflichtstunden straßenmäßig befahrbar hergestellt und erhielt den Namen "Sauerackerweg". Da eine Kanalisierung des gesamten neuen Baugebietes nicht vorgesehen war, wurden - wo heute Bürgersteige sind - zur Ableitung des Oberflächenwassers dieses Weges auf beiden Straßenseiten Entwässerungsgräben angelegt, die von den Siedlern wöchentlich gereinigt werden mussten. Für die Einhaltung dieser Aufgabe wurde von den Siedlern ein Ausschuss von 5 Mitgliedern gebildet - die sogenannte Grabenkommission. Dieser Vorgang wiederholte sich bei allen Teilabschnitten, bis 1937 alle 930 Siedlerstellen in Goldstein fertiggestellt, waren und dauerte an. Alle Straßen in Goldstein waren von Anfang an nur leicht befestigte, 5 m breite Wege, wie die Straßennamen noch heute aussagen: Boseweg, Sauerackerweg, Schüttenhelmweg, Sonnenweg, Libellenweg. Am 15. Dezember 1937 wohnten bereits 3.691 Siedler im schönen Goldstein, aber die Bewohner hatten noch keine Autos auf der Straße stehen. Am 26. März 1945 kamen die US-Truppen auch nach Goldstein. Um 11 Uhr rollten die ersten Panzer aus dem Wald und "Besichtigten" jeden Weg in der Siedlung. Dies hatte den Vorteil, dass die tonnenschweren Stahlkolosse die "Wege" in Goldstein kostenfrei befestigt haben. Drei Tage arbeiteten die US-Truppen in Goldstein und schossen nebenbei auf Griesheim. Dann war Ruhe und der Krieg aus. Die Goldsteiner "Wege" waren jetzt etwas befestigt, aber an der Breite hatte sich nichts geändert. Ende der fünfziger Jahre des 20. Jhd.
begann die Stadt Frankfurt mit der Verlegung ordentlicher Kanäle für die Grundstücks- und Straßenentwässerung der alten Siedlung. Die Gräben an den Straßenrändern wurden in Bürgersteige verwandelt. Dadurch wurden die Straßen aber nicht breiter, aber die Einwohnerzahl und der Autoverkehr innerhalb von Goldstein nahmen langsam zu. Es entstanden weitere Neubaugebiete im Ferdinand-Dirichs-Weg, in der Henriette-Fürth-Straße und im Heisenrath. Die Presse berichtete Anfang Juni 1974 darüber, dass das städtische Planungsdezernat im Zusammenhang mit dem ADAC-Hessen vom 6. Bis 11. Juni 1974 in Goldstein am Tannenkopfweg einen Versuch zur Verkehrsberuhigung durchführt. Im Mittelpunkt stand das Vermeiden von Durchgangsverkehr. Der Ziel- und Quellverkehr soll auf möglichst kurzen Wegen auf ein geeignetes Straßennetz geführt werden. Ein weiterer Schwerpunkt der Verkehrsberuhigung in Goldstein lag darin, hohe Fahrgeschwindigkeiten in den Straßen zu verhindern. Als Ergebnis dieses Versuchs kann festgestellt werden, dass die Einführung von Einbahnstraßen keine Verbesserung des Verkehrsflusses brachte, auch an den Straßenbreiten änderte sich nichts. Bei der Planung zur Vorbereitung des Baugebietes "Goldstein-Süd" im Jahre 1971 wurde von Anfang an daran gedacht, dass eine Verlegung der Trasse der Straßenbahn im Bereich des geplanten Baugebietes vom Waldrand an die vorhandene Altbebauung von Goldstein erfolgen muss. Dazu wurde der heutige Verlauf der Straßburger Straße als nördliche Grenze des neuen Baugebietes angenommen und ein Grünstreifen entlang der Altbebauung eingeplant, der später für die Verlegung der neuen Straßenbahntrasse verwendet werden sollte. Im Entwurf des B-Planes Nr. 302 "Goldstein-Süd" unter Punkt 3.1.1. heißt es dazu: "Der Verkehrsanschluss des Baugebietes an die Rheinlandstraße soll zur Vermeidung von Durchgangsverkehr nach Schwanheim unterbleiben". Der Satzungsbeschluss dieses B-Planes erfolgte am 10.11.1977. Das Gebiet der Straßburger Straße einschließlich des öffentlichen Grünstreifens zur Altbebauung von Goldstein wurde kein Bestandteil des B-Planes 302. Es erfolgte hierfür keine Planfeststellung. Im Laufe der Jahre ringten immer neue Straßenzüge mit zahlreichen Wohnhäusern die alte Siedlung ein. Zur besseren Versorgung der neuen Bürger in Goldstein-Süd erhielt dieser Teil von Goldstein eine straßenmäßige Anbindung an den Tannenkopfweg, der seit seiner erstmaligen Herstellung nicht verbreitert wurde, lediglich eine Verbindung entstand von der Straßburger Straße nach Niederrad. Wünschenswert wäre heute eine Anbindung an die Rheinlandstraße, das aber wurde ja im B-Plan 302 extra ausgeschlossen. Bereits im September 1990 hat die Stadt Frankfurt erneut eine Untersuchung in Auftrag gegeben, die den damaligen Zustand analysieren und künftige Entwicklungsmöglichkeiten im Wohnungsbau aufzeigen sollte. Das Ergebnis dieser Untersuchung war eine Festlegung der Erweiterungswohnflächen der alten Siedlerstellen, was automatisch weiteren Verkehrsbetrieb in Goldstein entstehen lässt. Die Straßen bleiben so breit wie von Anfang an. Im Januar 1997 hatte Goldstein bereits 11.043 Einwohner und viele, viele Autos. Im Juni 2013 schlägt der OBR 6 vor, eine weitere neue Verkehrszählung in Goldstein durchzuführen. Dabei sollte insbesondere der Verkehr im Tannenkopfweg und in der Straße "Zur Waldau" gezählt werden. Als Ergebnis teilt die Stadt am 11.09.2013 mit, dass es keine Verkehrsführungsänderungen an den Goldsteiner Straßen geben wird. Die Zeit vergeht, aber die Wohnungsnot in Frankfurt bleibt. Und wieder wird überlegt, wo man neue Wohnungen in Goldstein bauen könnte. Im Januar 2014 hat die Stadt beschlossen, einen B-Plan für den Grünstreifen an der Straßburger Straße aufzustellen, der eigentlich für die Straßenbahn vorgesehen war und straßenmäßig eine Anbindung an die Rheinlandstraße ermöglicht hätte. Eine Bürgerinitiative formierte sich und erreichte, dass statt einer 4-geschossigen Bebauung dort jetzt nur eine 2-geschossige Bebauung (mit 20 - 30 Wohnungen) erfolgen soll, aber keine Straßenbahnverlegung. Wie oft will man den Verkehr in Goldstein noch zählen, um endlich festzustellen, dass 1931 bei der ersten Planung die Wege und späteren Straßen zu klein geraten sind. Heute, 2017, kann man den Tannenkopfweg nicht mehr für eine zügige Verkehrsabwicklung verbreitern. Eine Lösung des Problems besteht etwa, wenn eine verkehrsgerechte Verbindung zwischen Niederrad und Schwanheim am Waldrand entlang erfolgt. Ob dazu die Trasse der Straßenbahn herangezogen werden kann, wäre zu prüfen, an anderer Stelle in Frankfurt fahren auch die Straßenbahnen auf öffentlichen Straßen. Bis zum 100. Geburtstag von Goldstein im Jahre 2032 bleibt dem OBR 6 noch viel Zeit zum Handeln. (© Ernst Leißner)

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